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ATP Hamburg 2020

 

2008 fand das Tennis-Turnier in Hamburg im Mai statt. Meine schwangere Mutter und mein Onkel gingen in das Stadion am Rothenbaum, um sich die Spiele anzusehen. Mitten in einem Spiel bekam meine Mutter Wehen und brachte mich später im nahliegenden Krankenhaus zur Welt. Aber fast wäre ich in diesem Stadion zur Welt gekommen. Vom Turnier im Jahr 2008 gibt es ein legendäres Foto, wie mein Onkel mich im Krankenhaus und den serbischen Tennisprofi Novak Djokovic auf dem Platz anfeuert.

In den letzten Jahren fand dieses Turnier mitten in den Hamburger-Sommerferien statt, sodass ich es nie besuchen konnte. Im letzten Jahr (2020) musste das Turnier wegen des Corona-Virus auf September verschoben werden. Mein Onkel schlug sofort zu!

Für das Turnier waren einige bekannte Gesichter wie zum Beispiel Daniil Medvedev (Russland), Stefanos Tsitsipas (Griechenland), Roberto Bautista Augut (Spanien), Dušan Lajović aus Serbien, aber auch der Vorjahresfinalist Andrey Rublev (Russland) angemeldet.

Daniil Medvedev und Stefanos Tsitsipas waren die Favoriten auf den Titel. Doch der Russe Medvedev schied vollkommen überraschend schon in Runde eins gegen den Franzosen Ugo Humbert mit 0:2-Sätzen (4:6, 3:6) aus. Der zweite Favorit, Stefanos Tsitsipas, konnte sein Match überzeugend gegen den Briten Evans mit 6:3, 6:1 gewinnen und Andrey Rublev gewann sein Spiel gegen den Mann aus der USA, Tennys Sandgren, souverän mit 6:3, 6:3. Augut bezwang den Titelverteidiger Nikolos Bassilaschwili (Georgien) mit 6:4, 6:3.

Es waren rund 1.500 Zuschauer zugelassen. Die Massnahmen waren jedoch eindeutig: Maskenpflicht bis man seinen Platz erreicht!

Mein Onkel und ich wollten Medvedev in der ersten Runde sehen, weil wir der festen Überzeugung waren, dass Medvedev Humbert besiegt. Doch als wir mit meiner Mama und Schwester in das Stadion kamen, lief noch das Spiel zwischen dem deutschen Struff und einem weiteren Russen Karen Khachanov. Khachanov konnte den ersten Satz für sich entscheiden. Im zweiten Set unterlag Khachanov jedoch. Er hatte keine Fans im Stadion! Meine Mutter rief dann immer wieder: "Los, Khachanov! Los!" Und so waren wir die Einzigen im Stadion, die für Khachanov waren, alle anderen feuerten unüberraschend Struff an. Der deutsche Spieler ging im entscheidenen dritten Satz mit 5:3 in Front, doch Khachanov drehte diesen Rückstand und gewann das Spiel. Zuerst wollte ich ein Autogramm von ihm, doch ein Security sagte, es sei wegen des Corona-Virus nicht gestattet. Dennoch wusste Khachanov, sich für unsere Anfeuerungsrufe zu bedanken und so geschah es, dass ich von einem guten Tennisspieler zwei Schweißbänder bekam, die er während des Spiels trug!!!!!!!!!!!!!

Rublev marschierte weiter. Zuerst bezwang er in Runde zwei Paul aus den USA knapp mit 2:1 (6:1,3:6,6:2). Doch das größte Highlight in der zweiten Runde war für mich Khachanov gegen Lajović. Der Serbe zerlegte Khachanov mit 2:0-Sätzen (6:1,6:2).

Im Viertelfinale bezwang Rublev überraschend den zweitbesten Spanier nach Rafael Nadal, Roberto Bautista Augut mit 6:2 und 7:5.

Im Halbfinale des Turniers kam es zum Duell zwischen Andrey Rublev und Casper Ruud (Norwegen). Ruud spielte vor nicht all zu langer Zeit bei den ATP Roma mit und musste sich erst im Halbfinale dem späteren Sieger Novak Djokovic geschlagen geben. Der Mann aus Skandinavien verlor auch in diesem Halbfinale. Diesmal verlor er mit 6:4, 6:2. und musste zwischendurch ein "Medical-Timeout" zur Behandlung nehmen.

Ich hoffte, dass der Mann aus Chile, Garin, Tsitsipas schlägt, denn der Grieche ist eindeutig der schwerere Finalgegner als der Südamerikaner. Doch Tsitsipas siegte mit 2:1. Somit hieß das Endspiel der Hamburg-Open 2020 Andrey Rublev (Russland) gegen Stefanos Tsitsipas (Griechenland)!

Meine Oma nähte für mich eine Mund-Nasen-Maske, auf der eine Serbien- bzw. eine Russland-Flagge abgebildet war, je nachdem wie herum man sie trägt. Logischerweise habe ich für das Finale die Seite mit der Russland-Flagge genommen.

Mein Onkel und ich glaubten an Rublev!

Und es ging gut los, denn er ging früh in Führung. Doch Tsitsipas konnte zurückschlagen. Dennoch konnte Rublev den ersten Satz mit 6:4 für sich entscheiden.

Leider wurde Stefanos Tsitsipas im zweiten Satz stärker, breakte und sicherte sich den Satz zwei locker mit 6:3. Tsitsipas konnte den Schwung aus dem zweiten Satz auch in den dritten Set rüberholen und sah nach einem Break wie der sichere Sieger aus.Doch als Tsitsipas zum Turniersieg aufschlug, schaffte Rublev ebenfalls das Break. Er ging mit 6:5 in Front und hatte kurz darauf zwei "Championship" Bälle. Nach einem Doppelfehler des Griechen war das Match vorbei! Andrey Rublev gewinnt nach einem unfassbaren Comeback! Ich und mein Onkel sind vor Freude ausgerastet und die wenigen Rublev-Fans haben sich auch gefreut.

Dann war ich auch bei der Siegerehrung dabei!

P.S. Ein weiteres besonderes Highlight war, dass ich den besten Tennis-Schiedsrichter Lajani, der schon viele wichtige Spiele wie zum Beispiel das Duell Novak Djokovic gegen Rafael Nadal beim ATP Cup 2020 geleitet hat, gesehen habe. Außerdem war der schwedische Refeere beim Davis Cup 2010 in Serbien mit von der Partie, als Novak Djokovic, Nenad Zimonic und Co. den Titel holen konnten.